Freitag, 16. Oktober 2009

Jüdischer Witz

Was zeichnet den jüdischen Humor aus? Nur selten wird einfach das Lachhafte, late-night-showhafte bedient. Vielmehr wird sich meist tiefgründig und auch selbstkritisch mit den Widrigkeiten des Lebens auseinandergesetzt. Oft blieb den Juden ohnehin nur neben ihrer Religion der Witz gegen die Verzweiflung. Gern wird mit Worten gespielt und mit hintersinniger Schlauheit versucht, den Alltag zu meistern. "Kannst Du mir ein paar Mark borgen?" "Ich habe gerade nichts bei mir." "Und zu Hause?" "Danke, zu Hause sind alle gesund." Oder:"Gestern war Mendel bei mir. Er wollte mich verprügeln." "Woher weißt Du, daß er das wollte?" "Nu... hätte er nicht gewollt, hätte er´s ja nicht getan."

Selbst im schwarzen nationalsozialistischen Kapitel deutscher Geschichte versiegte der Quell jüdischen Humors nicht, wenngleich die faschistische Propaganda dessen selbstkritisches Element gegen die Juden mißbrauchte. Die jüdischen Witze dieser Zeit erinnern eher an Galgenhumor: Ein Schweizer besucht einen jüdischen Freund: "Wie geht es Dir unter den Nazis?" Darauf der Freund: "Wie einem Bandwurm: Ich schlängle mich durch die braunen Massen und warte, daß ich abgeführt werde."

Was bleibt, sind verschiedene Sammlungen jüdischer Witze, etwa "Jüdische Witze" von Salcia Landmann (1. Auflage 1963) oder Jutta Jankes "Von armen Schnorrern und weisen Rabbis" (1. Auflage 1981), aus denen die meisten der hier erzählten stammen.

Noch´n Witz? Wenn man einem russischen Bauern einen Witz erzählt, lacht er dreimal: das erstemal, wenn er den Witz hört, das zweitemal, wenn man ihm den Witz erklärt, und das drittemal, wenn er ihn verstanden hat. Erzählt man einem Gutsbesitzer einen Witz, lacht er zweimal: das erstemal, wenn er den Witz hört, und das zweitemal, wenn er ihn erklärt bekommt. Kapieren wird er ihn nie. Ein Offizier lacht nur einmal: wenn man ihm den Witz erzählt, denn erklären läßt er sich prinzipiell nichts, und verstehen wird er ihn sowieso nicht. Erzählt man einem Juden einen Witz, sagt er: "Den kenn ich schon" und erzählt einem einen besseren.

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