Donnerstag, 9. Februar 2012

Genesis

Bevor das Drama des Sündenfalls beginnt, wird die Bühne geschildert, auf der sich alles abspielt, und es werden die Personen vorgestellt, denen die Hauptrollen zufallen. Nach der Erschaffung des Mannes (gestrige Lesung) wird nun die Erschaffung der Frau erzählt. Nach Kap. 1 wurden beide gleichzeitig geschaffen, und zwar durch das bloße Wort Gottes; es ist nicht die Rede von einem Vorrang des Mannes oder von der Erschaffung der Frau aus der Rippe des Mannes. Beiden wird die gleiche und gemeinsame Stellung in der Welt und vor Gott zugewiesen. Dadurch dass der Endredaktor des Buches Genesis dieses 1. Kapitel dem älteren 2. Kapitel vorausgestellt hat, weist er uns die Richtung zum rechten Verständnis von Kap. 2. Die Grundaussage ist in beiden Kapiteln dieselbe: Der Mensch ist ganz und gar Geschöpf Gottes, er ist das bevorzugte Geschöpf, auf das es Gott vor allem ankommt. Irdisches und Göttliches, Fleisch und Geist sind im Menschen zur Einheit verbunden. Darin liegt die Größe des Menschen, aber auch seine Gefährdung. In der heutigen Lesung ist die eigentliche Frage nicht: Woher kommt die Frau, sondern: Wie kommt es, dass Mann und Frau, die doch verschieden sind, mit solcher Naturgewalt die Einheit suchen? Antwort: Weil Gott selbst sie von Anfang an füreinander geschaffen hat. -