Donnerstag, 13. Mai 2010

Nürnberger

Der alte Ratzinger versucht heute, diesem Treibgut des Glaubens als Leuchtturm und Fels in der Brandung zu erscheinen. Aber das Treibgut durchschaut das Leuchtturm-Gebaren des Papstes als Pose und hat nun endgültig das Gefühl: Der schwimmt ja selbst mit verrostetem Kompass durch die Welt und mit ihm seine ganze katholische Kirche.
Daher wäre jetzt der richtige Zeitpunkt für die längst fällige Erneuerung beider Kirchen gekommen.

Die Korrektur der Unterleibsgeschichten wäre noch keine wirkliche Erneuerung, sondern nur deren Voraussetzung. Erst wenn die katholische Kirche aufhörte, ihre Energie für ihre lächerlichen Kämpfe gegen Pille, Kondom und Frauen zu verschleißen, könnte sie anfangen, sich gemeinsam mit den evangelischen Mindergläubigen im Aufbau einer Alternative zum wertevernichtenden Kapitalismus zu erneuern. Erst dann wüchse den Kirchen die Kraft zu für den eigentlichen Auftrag, »Volk Gottes« zu sein und als solches der Welt vorzuleben, wie man leben muss, damit das Leben aller gelingt.

Das Personal, das man dafür bräuchte, gibt es in Rom nicht, auch nicht in
den bischöflichen Ordinariaten, und in den Gemeinden ist es dünn gesät. Daher wird wahrscheinlich nichts geschehen. Allenfalls eine zähe, über Jahre sich hinziehende neue Zölibatsdebatte wird es geben, und die gut organisierten Machtklüngel werden dem Kirchenvolk ihren erbitterten Widerstand entgegensetzen, so lange, bis kein Volk mehr da ist – es sei denn, das Volk rebelliert endlich.

Aber vermutlich sind die meisten potenziellen Rebellen schon ausgetreten und hinterlassen eine Ruine. Vielleicht sprießt daraus irgendwann mal, in Jahrhunderten, eine neue Kirche – falls dann noch Menschen leben. Mehr Hoffnung gibt es zurzeit leider nicht.

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