Dienstag, 29. Dezember 2009
Habermas Ratzinger
Dafür findet sich allerhand Rührendes. Habermas zum Beispiel schreibt: "Säkularisierte Bürger dürfen, soweit sie in ihrer Rolle als Staatsbürger auftreten, weder religiösen Weltbildern grundsätzlich ein Wahrheitspotential absprechen, noch den gläubigen Mitbürgern das Recht bestreiten, in religiöser Sprache Beiträge zu öffentlichen Diskussionen zu machen." Gegen wendet sich Habermas? Gibt es jemanden, der gefordert hat, gläubigen Christen den Mund zu verbieten? Wen oder was meint Habermas? Was heißt "Rolle als Staatsbürger"? Ist es nicht schon demokratietheoretisch äußerst fragwürdig im Falle des Staatsbürgers von einer "Rolle" zu sprechen? Und erst in der Praxis: Äußert sich ein Professor in einer Tageszeitung zu einem aktuellen politischen Problem in seiner "Rolle als Staatsbürger"? Tut er das nicht, wenn er dasselbe am Stammtisch sagt? Wann bin ich Staatsbürger, wann nicht? Redet Habermas in der Akademie als Staatsbürger oder als Wissenschaftler? Religiösen Weltbildern darf man nicht grundsätzlich ein Wahrheitspotential absprechen? Was ist Wahrheit? Wenn sie etwas mit Forschung, mit Analyse und Untersuchung zu tun hat, dann muss man religiösen Weltbildern, sicher nicht in jedem Detail, aber doch grundsätzlich ein "Wahrheitspotential" - was ist das? - absprechen. "Wahrheitspotential" sagt doch nur: Wir müssen, wenn wir mit jemandem sprechen, davon ausgehen, dass er die Wahrheit sagen könnte. Das ist in jedem Fall vernünftig.
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